Überbewertete Belletristik

Gibt nur wenig belletristische Bücher, die wirklich über so viel philosophische Tiefe, dass sich ihr Lesen fürs Leben bezahlt gemacht hat und man immer wieder an das Buch denken muss. Thomas Mann in der Tat. Wurde nach 68 als DER deutsche Literat aufgebauscht, weil die Germanisten mit ihrem Goethekult ja allesamt reaktionäre Georgekreisler waren. Zwar stürzte man sich auch auf Kafka, der konservativen Intelligenz jedoch war ein schwuler Deutscher lieber als ein psychotischer Jude.


Deutsche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts


Also stilisierte man Mann zum deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, ja dem deutschen Schriftsteller überhaupt, der sogar Goethe das Wasser abgräbt. Goethe allerdings überragt, und der eigentliche deutsche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts ist der böse Kriegsverherrlicher EJ. In Deutschland überbewertet ist überhaupt die meiste klassische Nachkriegsliteratur, Böll, Grass, Köppen und so weiter. Auch ältere Zeitgenossen wie Uwe Timm öden an.

All dem steht ein absolut unterbewerteter Martin Mosebach mit seinem kleinen aber treuen Leserkreis gegenüber. Überbewertet ist ferner die US-amerikanische Gegenwartsliteratur mit solch generisch-langweiligen Schreiberlingen wie T. C. Boyle, Paul Auster, Siri Hustvedt und wie sie alle heißen. Schreiben immer wieder die selben langweiligen Romane in dem selben langweiligen und vorhersagbaren Stil. Auch Stefan König hat schon lange nichts gutes mehr geliefert, wobei der ab und an wirkliche Perlen hervorbringt, die weithin strahlen unter seinem eher mittelmäßigen Gesamtwerk.